Weitere 35 Jahre wurde die Entwicklung durch eine Person entscheidend mitgeprägt !
Quelle: UA der Grafschafter Volksbank eG, Fotobestand.
Quelle: UA der Grafschafter Volksbank eG, 251-2, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, Seite 13.

Siegfried Oldekamp übernahm am 01.07.1965 die Geschäftsführung. Als gebürtiger Brandlechter trat er am 01.04.1953 seine Banklehre bei der damaligen Raiffeisen-Bank in Hestrup an. Nach seiner Lehrzeit arbeitete er als Angestellter in seinem Lehrbetrieb und wurde zum 01.01.1963 zum Bevollmächtigten ernannt.  Bei seiner Wahl zum Geschäftsführer in Schüttorf äußerte der damalige Aufsichtsratsvorsitzenden Wessel Tibbe, Quendorf den Wunsch „daß Herr Oldekamp seine ganze Kraft stets zum Wohle der Kasse einsetzt“. Das dieser Wunsch mehr als in  Erfüllung ging, kann ich hier als Autor und Zeitzeuge unumwunden bestätigen. Das Zeugnis vom 17.03.1965 das ihm sein Lehrbetrieb nach 12 Jahren ausstellte, untermauerte hierbei seine Eigenschaften und die Einstellung die er zu seinem Beruf hatte. 1 Das Mitglied der Genossenschaft sowie der Mensch als Kunde/in standen immer im Mittelpunkt seines Handelns, dass durch seinen christlichen Wertekanon geprägt war. In der Generalversammlung vom 20.07.1973 wurde er in den Vorstand und somit zum hauptamtlichen Vorstandsmitglied gewählt. 2

Quelle: Siegfried Oldekamp, Nordhorn

Durch den Beschluss der Generalversammlung vom 13.07. änderte die Genossenschaft in 1967 ihren Namen von „Raiffeisenkasse“ in „Raiffeisenbank Schüttorf e.G.m.b.H.“ 3 Dies geschah im Zuge der Umbauarbeiten in 1967. Das Geschäftshaus wurde wesentlich modernisiert und die Aussenansicht verändert. 4 Gleichzeitig wurde entsprechend den gesetzlichen Auflagen der Schalterraum mit einer beschussfesten Panzerverglasung ausgestattet. 5

Im August 1969 verabschiedete sich die Bank von der Lochkartenbuchführung. Die Buchführung nach dem Klarschriftensystem mit einem sogenannten Klarschriftenleser wurde eingeführt und durch die damalige Raiffeisen-Datenverarbeitung Oldenburg (RDV) unterstützt und umgesetzt. 6

Am 29.01.1970 erging der Vorstandsbeschluss die Schalteröffnungszeiten an die örtlichen Banken anzupassen. Auch am Samstag wurde von 8:00 bis 12:30 Uhr geöffnet. 7

 

Quelle: UA der Grafschafter Volksbank eG,11-6, Protokollbuch für Generalversammlungen, Seite 121.
Hafermarkt 6 und 8 – Gebäude Lammering und Petzold, Quelle: UA der Grafschafter Volksbank eG, Fotobestand.

Die gute Entwicklung setzte sich unter Siegfried Oldekamp nahtlos weiter fort. Das Geschäftslokal wurde darum bald zu klein. Dies ist zu lesen im nebenstehenden Protokoll. Einer vorgesehene baulichen Veränderung versagte die Stadt ihre Zustimmung. Die Meinung des Verbandes wurde eingeholt. Es erging die Empfehlung zum Bau eines neuen Bankgebäudes. Der Verband hielt einen Neubau aufgrund der Eigenkapitalstruktur auch für finanzierbar. Mit dem Grundstück Hafermarkt 6-8/Ecke Singel konnte im Stadtkern dafür ein bebautes Grundstück erworben werden. Ganz in der Nähe des ehemaligen Standortes an dem alles begann. 8

Abbruch Hafermarkt 6 und der Quelle: UA der Grafschafter
Neubau Hafermarkt 6 bis 8, Volksbank eG, Fotobestand.

Den ausgeschriebenen Wettbewerb gewann der Vorschlag der Büro- Gemeinschaft Busmann + Braun, Schüttorf. 9 Die Abbrucharbeiten dazu begannen im November 1975:          13-1 GN-Artikel zum Abbruch 7.11.1975.

Das Richtfest fand am 26.05.1976 statt: 13-1 GN-Artikel zum Richtfest 29.05.1976 , zur Eröffnung war die Bevölkerung eingeladen: 13-1 Prospekt T.d.o. Tür 17.04.1977

Quelle: UA der Grafschafter Volksbank eG, 11-6, Protokollbuch für Generalversammlungen, Seite 123.

Dieser mutige Schritt zu einem Neubau und diesem Standortwechsel brachte die Bank bei der Bevölkerung in eine neue Wahrnehmung. Die im Volksmund damals auch häufig als „Bauernbank“ bezeichnete Genossenschaft sollte zeitgleich noch einen Verstärker in der Aufmerksamkeit bekommen. Auf der einige Wochen nach Neubau-Fertigstellung einberufenen Generalversammlung am 10.09.1976 warb Geschäftsführer Oldekamp darum sehr stark für eine neue Namensbezeichnung. Wie dem nebenstehenden Protokollauszug zu entnehmen ist, folgten ihm die Mitglieder mit einem Beschluss zur Änderung des § 1 der Satzung. Die Außenwerbung konnte danach installiert und für den Schriftwechsel neue Firmenbögen bestellt werden. Der Absender lautete mit Eintragung in das Genossenschaftsregister „Volksbank Schüttorf eG“.

Am 07.10.1976 wurde dann durch einen Vorstandsbeschluss die Gelegenheit wahrgenommen, den 20 Jahre lang genutzten Standort Föhnstraße 17 für 146.000 DM zu verkaufen. 10

Die gezielte Strategie der Geschäftsführung weiterhin die Schalter am Samstag geöffnet zu halten und die gebührenfreie Kontoführung waren sicherlich nicht unerhebliche Erfolgsfaktoren. Die Rechenschaftsberichte, die Rendant Oldekamp seit seinem Amtsantritt auf den Geralversammlungen kund tat, waren durchweg von einer guten Entwicklung geprägt, mit meistens zweistelligen Zuwachsraten in Serie. Hier folgt für Interessierte diese Entwicklung im Zeitraffer:

13-1 GN-Bericht der GV v. 31.08.1966     13-1 GN-Bericht der GV v. 13.07.1967     13-1 GN-Bericht der GV v. 12.06.1968

13-1 GN-Bericht der GV v. 30.04.1969     13-1 GN-Bericht der GV v. 01.07.1970     13-1 GN-Bericht der GV v. 03.09.1971

13-1 GN-Bericht der GV v. 22.09.1972     13-1 GN-Bericht der GV v. 20.07.1973     13-1 GN-Bericht der GV v. 12.07.1974

13-1 GN-Bericht der GV v. 04.04.1975     13-1 GN-Bericht der GV v. 10.09.1976     13-1 GN-Bericht der GV v. 30.09.1977

13-1 GN-Bericht der GV v. 24.11.1978     13-1 GN-Bericht der GV v. 29.11.1979     13-1 GN-Bericht der GV v. 20.10.1980

13-1 GN-Bericht der GV v. 22.10.1981

Ende der 70er, Anfang der 80er verstärkte sich der Einsatz von Bürotechnik im Bankgeschäft. Nachfolgend einige Beschlüsse aus dieser Zeit, die relativ selbsterklärend sind:

Quelle: UA der Grafschafter Volksbank eG, 252-1, Protokollbuch für den Vorstand, Seite 45.
Die dezentrale Datenverarbeitung: Die direkte Erfassung u. Buchung von Einzahlungen, Auszahlungen, Schecks u. Sparbucheintragungen während der Kundenbedienung am Schalter begann. Quelle: Ebd., Seite 61.
Archivplatz einzusparen, schnelleres Auffinden u. Nachweisen war das Ziel. Dazu führte die Buchungszentrale „Microfishe“ ein. Das Buchungsmaterial wurde verfilmt. Zur Lesbarkeit dieser DIN A 6 großen „Negative“ war ein Lesegerät notwendig – einem Diaprojektor ähnelnd. 251-2, Seite 106.
Überweisungaufträge mussten für die Weiterleitung und Weiterverarbeitung maschinell lesbar gemacht werden. Dazu wurden diese durch eine speziellen Bürotechnik mit der OCR-A Schrift „codiert“. Ebd.,

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: UA Grafschafter Volksbank eG, Fotobestand.

Durch eine Änderung im Kreditwesengesetz (KWG) führte das gesetzlich geforderte „Vieraugenprinzip“ auch in Schüttorf zu einer Erweiterung der Geschäftsführung. Vorstand und Aufsichtsrat bestellten in ihrer Sitzung vom 06.06.1980 den Prokuristen Manfred Sundag mit Wirkung zum 01.07.1980 zum zweiten hauptamtlichen Vorstandsmitglied. 11 Manfred Sundag als gebürtiger Schüttorfer hatte kurz nach Jannette Verwold, Neerlage (1.4.) am 01.08.1971 mit gerade einmal 15 Jahren seine Lehrzeit bei der Bank begonnen. Eine vom Verband gegenüber dem Bundesaufsichtsamt durchgesetzte Fristverlängerung versetzte die Bank in die Lage, ihn entsprechend auf die Führungsaufgabe 4 Jahre vorzubereiten. Von 1977 bis 1979 liefen dazu gezielte Qualifizierungsmaßnahmen für das gesamte Verbandsgebiet in der verbandseigenen Schule in Rastede. Zum 01.07.1979 wurde ihm dazu Prokura erteilt. 12

Quelle: UA der Grafschafter Volksbank eG, 252-1, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, Seite 142.
Quelle: UA der Grafschafter Volksbank eG, 251-2, Protokollbuch für den Vorstand und Aufsichtsrat, Seite 206.

Bereits 1983 sicherte sich die Bank bei weiterhin guten Wachstumszahlen und wachsendem Personalbestand durch den Erwerb des Nachbargebäudes „Schuhhaus Lübke“ den nächsten Schritt zur Erweiterung.

Quelle: UA der Grafschafter Volksbank eG, 251-2, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, Seite 186.

Im Dezember 1985 stand in der Vorstands- und Aufsichtsratssitzung ein wesentlicher Erfolgsfaktor der jahrelangen Geschäftspolitik zur intensiven Diskussion. Allen Beteiligten viel die Entscheidung schwer, aber die betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten führten dazu, die gebührenfreie Kontoführung für Lohn- und Gehaltskonten zum 01.04.1986 aufzugeben. Die Zinslandschaft hatte sich in den Jahren erheblich verändert. Sinkende Zinsmargen ließen keine andere Entscheidung zu.

Quelle: UA der Grafschafter Volksbank eG, 251-2, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, Seite 194.

Die gesetzlichen Änderungen und Auflagen an das Bankgeschäft nahmen zu. So musste neben der jährlichen externen Revision durch den Genossenschaftsverband eine eigene interne Revision aufgebaut werden. Um dies von den Kosten aber auch von der Auslastung einer Stelle zu bewältigen, kam es erstmalig zu einer Kooperation mit den Nachbarn der „Volksbank Bad Bentheim-Gildehaus eG„. Der gemeinsamer Mitarbeiter Hans-Gerd Somberg besetzte dafür ab 01.04.1986 zwei Arbeitsstellen jeweils in Teilzeit zu 2/5 und 3/5.

Wiederum für Interessierte die Entwicklung der Bilanzjahre 1981 bis 1986 im Zeitraffer:

13-1 GN-Bericht der GV v. 14.10.1982     13-1 GN-Bericht der GV v. 27.09.1983     13-1 GN-Bericht der GN v. 20.12.1984

13-1 GN-Bericht der GV v. 17.07.1985     13-1 GN-Bericht der GV v. 11.09.1986     13-1 GN-Bericht der GV v. 28.12.1987

Im Dezember 1986 erging ein Vorstands- und Aufsichtsratsbeschluss an den Architekten Braun zur Planung eines neuen Anbaus auf dem Grundstück Hafermarkt 4. 13 Nach einigen Beratungsrunden ging es ab März 1987 an die konkrete Umsetzung.

Der „dritte“ Giebel war geschaffen. Mit einem Tag der offenen Tür am 14.08.1988 wurde die Erweiterung und Umgestaltung der Bevölkerung zugänglich gemacht. Auf 16 MitarbeiterInnen war der Personalbestand inzwischen angewachsen. Die Technik zur Selbstbedienung mit einem Kontoauszugsdrucker und einem Geldautomaten hielt bei der Volksbank in Schüttorf Einzug in die Arbeitsabläufe des Bankgeschäftes.

Quelle: UA der Grafschafter
Volksbank eG, 13-1.

 

 

 

 

 

 

 

 

57, 77, 88 und 99 sind markante Zahlen in der Geschichte der Schüttorfer Genossenschaftsbank:

  • 1957 – Erwerb des ersten eigenen Bankgebäudes Föhnstraße 17
  • 1977 – Neubau am Hafermarkt 6 -8
  • 1988 – Erweiterungsbau Hafermarkt 4

 

  • 1999 – ? dazu klicken Sie hier: Teil 4

 

1. Unternehmensarchiv der Grafschafter Volksbank eG, 334-2.

2. Unternehmensarchiv der Grafschafter Volksbank eG, 11-6, Protokollbuch für Generalversammlungen, Seite 115.

3. Ebd., Seite 100.

4.Unternehmensarchiv der Grafschafter Volksbank eG, 251-2, Protkollbuch für den Vorstand und Aufsichtsrat, Seite 27 und 29.

5. Zeitzeugeninterview mit Siegfried Oldekamp durch den Autor, 15.02.2023.

6. Unternehmensarchiv der Grafschafter Volksbank eG, 249-2, Protokollbuch für den Vorstand, 249-2, Seite 200

7. Ebd., Seite 205.

8. Ebd., Seite 264.

[^89: Ebd., Seite 270.

10. Unternehmensarchiv der Grafschafter Volksbank eG, 252-1, Protokollbuch für den Vorstand, Seite 12.

11. Unternehmensarchiv der Grafschafter Volksbank eG, 251-2, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, Seite 99.

12. Unternehmensarchiv der Grafschafter Volksbank eG, 252-1, Protokollbuch für den Vorstand, Seite 52.

13. Unternehmensarchiv der Grafschafter Volksbank eG, 251-2, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, Seite 201.