3. September 1924 um 6 Uhr in der Kriegerhalle:
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 21-8, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 11.

Wie dem nebenstehenden Dokument unter TOP 6 zu entnehmen ist, beschlossen die Mitglieder trotz der erheblichen schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage und des erheblichen Verlustes die Fortführung ihrer Spar- und Darlehnskasse. Die Bankgeschäfte waren vorher von Januar bis September 1924 eingestellt worden.

Eine außerordentliche Generalversammlung am 25. Oktober 1924 – wiederum in der Kriegerhalle – legte für die Fortführung die „wertbeständigen Grundlagen“. Die Bedeutung dieser Generalversammlung zeigt die Anwesenheit des Generalsekretärs Trumpf vom Verbandes hannoverscher Genossenschaften, Hannover, der gleichzeitig als Schriftführer bestimmt wurde. Hier das Protokoll dazu: 21-8 S. 12 a.o. GV z. wertbest. Fortsetzung, 25.10.1924

 

 

Die Bilanzsumme, die Forderungen an Mitglieder und die Einlagen von Kunden und der Mitgliederbestand betrugen am:

  • 31.12.1920:                     962.229 Mark                           103.718 Mark                               943.961 Mark                   136
  • 31.12.1921:                    2.347.619 Mark                           145.822 Mark                           2.188.326 Mark                   158
  • 31.12.1922:                  13.132.889 Mark                       1.836.778 Mark                          13.053.770 Mark                   172
  • 31.12.1923:  14.793.535.754.999 Mark         3.12.687.000.000 Mark           14.793.535.684.681 Mark                   218
  • 31.12.1924:                         14.541 Mark                             14.211 Mark                                    2.476 Mark                   205
  • 31.12.1925:                         55.129 Reichsmark (RM)     48.577 (RM)                                  51.345 (RM)                    226

Hieran ist deutlich der vollständige Verlust der Kaufkraft der Mark durch die Hyperinflation und die Einführung der Reichsmark zu erkennen  (Wechselkurs eine Billion 1.000.000.000.000  zu 1). 1

Nach der Inventur am 31.12.1924 bestand das Vermögen der Bank aus einem Geldschrank, zwei Stühlen, zwei Tischen sowie einem Aktenschrank und war mit 165 Mark bilanziert. Es bestand eine Beteiligung an der Landesgenossenschaftskasse mit 90 Mark. Der Kassenbestand war in der Inventur mit 47,73 Mark erfasst. 2 Es bestanden Forderungen aus lfd. Rechnung in Höhe von 14.211 Mark. Es wurde ein Verlust von 27 Mark verzeichnet. Die Einlagen in lfd. Rechnung betrugen 11.295 Mark und die Spareinlagen 2.476 Mark. 205 eingetragene Mitglieder unterhielten 770 Mark Geschäftsguthaben. Die Bankgeschäfte wurden ausschließlich nur mit den angeschlossenen Mitgliedern getätigt. 3

Als Geschäftslokale sind zwei weitere Standorte dokumentiert:

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank, 32-2, 75 Jahre Volksbank Emlichheim 1919 – 1994 S. 16.
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 32-2, 75 Jahre Volksbank Emlichheim 1919 – 1994 S. 19.

Es ist leider bisher nicht feststellbar, wann das Geschäftslokal aus dem Haus Jan Ruitman verlegt wurde. Auch ist bisher nicht dokumentiert, wann und wie lange das Geschäftslokal danach im Haus von Wilm Peters und dann im Anbau des Wohn- und Geschäftshauses B. Wiewel am Bremarkt / Ecke Hauptstraße untergebracht war. 4  Im Mai 1937 wurde beschlossen, für die Verlegung und Neueinrichtung des Geschäftslokals eine Rückstellung in Höhe von 1.500 Mark zu bilden. 5 Bemühungen der Verwaltungsorgane über einen Ankauf des Hauses Wilm Peters waren im Dezember 1937 endgültig gescheitert. 6

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 21-8, Protokollbch für Generalversammlungen S. 27
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 21-8, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 29.

Mit der Machtübernahme der NSDAP entstand in 1933 der Reichsnährstand. Alle landwirtschaftlichen Genossenschaften, Marktverbände und Vereinigungen wurden zu einer Organisation vereinheitlicht. Daraus wurden bei den Genossenschaften Einheitsstatuten eingeführt. Nun mussten diese aber entsprechend bei jeder einzelnen Genossenschaft in einer Generalversammlung beschlossen werden. Ich finde es erwähnenswert, dass die Generalversammlung in 1935 und 1937 die Einführung abgelehnt hat. Obwohl auch in den Revisionsberichten seitens des Verbandes darauf gedrängt wurde. 7 Erst in der Generalversammlung im August 1938 wurde das Einheitsstatut einstimmig angenommen. 8

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 21-9, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 193.

Am 12.04.1941 gab es einen Vorstands- und Aufsichtsratsbeschluß zur Veränderung der „Kassenstunden“, in denen nun auch neben dem Rendanten die Angestellte  “ Frl. Timmermann “ eingebunden wurde.

Aus den Akten der Spar- und Darlehnskasse Emlichheim kann auch eindeutig der Beweis erbracht werden, warum letztendlich die Genossenschaften in der Grafschaft ihren Gründungsverband zum 31.12.1943 verlassen mussten und vom Verband ländlicher Genossenschaften Hannover-Braunschweig e.V. zum Verband ländlicher Genossenschaften Weser-Ems e.V. in Oldenburg (gegr. 1890 im damaligen Großherzogthum Oldenburg) umgegliedert wurden:

187-1 04.12.1943 Umgliederung Reg.bez. OS+Aurich mit Reichsbeschluss 12_1943+03_1943

Interessant dabei ist wiederum, dass die Verwaltungsorgane der Bank intensiven Schriftwechsel darüber führten: 9

Bis es dann doch in der Generalversammlung vom 9. Mai 1944 unter TOP 4 zum Beschluss über die Änderung des § 57 des Statuts (wohlgemerkt des erst in 1938 eingeführten Einheitsstatus des Reichsnährstandes) kam: „Die Genossenschaft tritt dem Verband ländlicher Genossenschaften Weser-Ems e.V., in Oldenburg bei.“ 10

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 21.9, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 212.

Interessant ist auch noch der Tatbestand des nebenstehenden Vorstands- und Aufsichtsratsbeschlusses vom 25. Oktober 1944:

Um welche Maßnahmen es sich handelte, ist leider nicht dokumentiert worden und bisher auch nicht anderweitig feststellbar.

„Nach dem 2. Weltkrieg herrschte in Deutschland allenthalben Armut und große Not. Die Auswirkungen schlugen sich auch auf die Emlichheimer Spar- und Darlehnskasse nieder. Die prekäre wirtschaftliche Lage ließ die Bankgeschäfte in den ersten Nachkriegsjahren kaum zur Entfaltung kommen. Dazu gesellten sich noch Einschränkungen durch Anordnungen und Gesetze der Militärregierung (z. B. Vermögenssperre) sowie eine zunehmend inflationäre Entwicklung. Außerdem mußten im Raum Emlichheim in den ersten Nachkriegsjahren Hunderte von Flüchtlingen untergebracht werden. (Die Einwohnerzahl Emlichheims war von 1945 bis 1950 von 2.700 auf 3.700 angestiegen).“ 11 

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 21-9, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 223.

In dieser allgemeinen Situation trat der bisherige Vorsitzende des Vorstandes, das Gründungsmitglied und der seit der Gründung amtierende Rendant Karl Collmann von Schatteburg im Alter von 70 Jahren im Juni 1947 von seinen Ämtern zurück.

Bereits in der Vorstands- und Aufsichtsratsitzung vom 4. September 1946 war festgehalten: „Für den demnächst in den Ruhestand tretenden Rendanten soll eine Stelle in der Osnabr. Rundschau ausgeschrieben werden.“ 12 In der darauffolgenden Sitzung am 30. Oktober 1946 wurde nach eingehender Beratung beschlossen, dass Erich Wimmer aus Laar sein Nachfolger werden sollte. Hierzu bekam der amtierende Rendant den Auftrag, unter seiner vollen Verantwortung  Erich Wimmer als Angestellten für die Führung des Geschäftsbetriebes einzuarbeiten. Bei Bewährung und Eignung sollte er dann dem Verband, der damals die Eignung abschließend zu prüfen hatte, als neuer Rendant vorgeschlagen werden. 13

Das nebenstehende Protokoll zeigt, dass die Verwaltungsmitglieder sich am 18. Juni 1947 in einer Abstimmung dann anderweitig entschieden haben.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 32-2, 75 Jahre Volksbank Emlichheim 1919 – 1994, S. 23.

Am 1. Juli 1947 begann mit Lucas Köster eine neue Ära der Geschäftsführung. Als 24-Jähriger kam er als Angestellter von der damaligen Spar- und Darlehnskasse Wilsum, um die Verantwortung zu übernehmen. Die Währungsreform am 20. Juni 1948 war sicherlich seine erste große Herausforderung. “ Die Spar- und Darlehnskasse war seinerzeit das einzige Geldinstitut im Emlichheimer Raum. Über sie rollte die gesamte Umstellungsprozedur von der „schwindsüchtigen“ Reichsmark auf die neue harte D-Mark-Währung. “ 14 

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 32-2, S. 24.

Der Versuch, im Juli 1947 die dringend notwendige räumliche Situation zu verbessern, scheiterte an der damaligen Wohnungsnot. 15 Dies war auch bereits in entsprechenden Revisionsberichten vom Verbandsprüfer angeregt worden. 16 Denn bereits am 6. November 1939 hatte die Bank das Haus Hütten angekauft, aber weiter vermietet. Dies gelang dann erst mit Beschluss vom 13. Dezember 1949. Mit dem Mieter war vereinbart worden, drei Räume des Gebäudes für ein neues Geschäftslokal abzugeben. Nach notwendigen Umbauarbeiten zog die Bank am 25. Februar 1950 vom Wiewelschen Anbau in den besser gelegenen Standort Haus Hütten an der Hauptstraße um. 17

Mit der Einführung der DM, der zu Beginn der 50-Jahre stetigen Aufwärtsbewegung im gesamten Bundesgebiet sowie dem damals kaum für möglich gehaltenen „Wirtschaftswunder“ ging es dann auch mit der Spar-und Darlehnskasse Emlichheim stetig bergauf. Zur weiteren Entwicklung lesen Sie bitte weiter im Teil 3 !

Am 01.12.1950 wurde beim niedersächsischen Minister für Finanzen der Antrag gestellt, in Laar eine Annahmestelle zu eröffnen. Zu dem seperaten Beitrag zur Geschichte der Geschäftstelle Laar klicken Sie hier.

Zu den prägenden Persönlichkeiten sowie der Entwicklung in Zahlen klicken Sie hier.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 182-1, Jahres-Rechnung für die Jahre 1923, 1924, 1925.

2. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 21-9, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 39.

3. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 182-1, Jahres-Rechnung für die Jahre 1923, 1924, 1925.

4. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 32-2, 75 Jahre Volksbank Emlichheim 1919 – 1994 S. 16.

5. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 21-9, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 151.

6. Ebd., S. 161 und 163.

7. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 184-1, Revisionsberichte 1934, 1936, 1937, 1938.

8. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 21-8, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 31.

9. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 187-1, Schriftwechsel mit dem Verband ländlicher Genossenschaften Hannover-Braunschweig e.V., und Weser-Ems e.V., Oldenburg.

10. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 21-8, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 40.

11. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 32-2, 75 Jahre Volksbank Emlichheim 1919 – 1994, S. 23.

12. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 21-9, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 219.

13. Ebd., S. 220

14. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 32-2, 75 Jahre Volksbank Emlichheim 1919 – 1994, S. 24.

15. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 21-9, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 226, Ziffer 15.

16. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 184-1, Revisionsbericht 10.1946 – 06.1947, S. 2,4,9 sowie anl. Schriftwechsel

17. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 21-9, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 255 und 257.