Bevor es im Bundesgebiet aufwärts ging, gab es am Geldmarkt in 1951 eine dramatische Liquiditätslage. In welche Verantwortung die jeweiligen Geschäftsführungen genommen wurden, verdeutlicht ein Rundschreiben des Verbandes an die Verwaltungsorgane seiner Mitgliedsbanken vom März 1951. Welche drastische Maßnahme der damalige Zentralbankrat getroffen hatte, ist hier zu lesen:  187-1 12.03.1951 Rd.schr. Sp 6 Verband allg.schwierige Liq.lage, 1951

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 21-10, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 56.

Aufgrund der guten Mitgliederentwicklung wurde bereits in 1954 wieder die Raumfrage diskutiert. In der Vorstands- und Aufsichtsratssitzung vom 16. November 1954 wurden dann ein Anbau oder ein vollständiger Neubau besprochen. 1 In der Sitzung vom 27. Mai 1955 favorisierten die Verwaltungsmitglieder einen Anbau nach hinten heraus unter Bauleitung des Architekten Rammelkamp. Aus Liquiditätsgründen sollte auf einen Neubau verzichtet werden. 2 Dieser Beschluss kam vermutlich nicht zur Umsetzung, denn das Protokoll vom 26. April 1956 zeigt eine erheblich sparsamere Lösung:

Hier hatte sicherlich auch der Verbandsprüfer und der Inhalt des Revisionsberichtes aus 1954 noch erheblichen Einfluss genommen: 25-1 Prüf.ber. 1954 S. 6, Gesch.lokal unzureichend, Pers. ausgelastet

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 21-8, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 68

Bereits in der Generalversammlung vom 5. Oktober 1956 unter TOP 8 wurden die Mitglieder über einen eventuellen Neubau informiert. 3 Endgültig beschlossen hat es dann ein Jahr später die Generalversammlung vom 4. Oktober 1957, nachdem das Bauamt im  Januar 1957 seine Zustimmung erteilte 4 :

Nach einigen Änderungen wurden die Baupläne des Architekten im  Februar 1958 für gut befunden und die „Bauerlaubnis“ beantragt. 5 Das Richtfest, an dem 45 Personen teilnahmen, konnte dann am 2. Dezember 1958 gebührend im Saal Bussmann gefeiert werden. 6 Am 9. Juli 1959 fand der Umzug statt und bereits am 10. Juli 1959 begann der Betrieb im neuen eigenen Bankgebäude:

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 21-10, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 99

In den Grafschafter Nachrichten gab es in 1959 drei Veröffentlichungen mit Wissenswertem zum neuen Bankgebäude. Diese können Sie hier nachlesen:

32-2 GN a. 1959 Das neue Geb. v. hinten

32-2 GN v. 19.08.1959 Der Neubau kam zum Vorschein

32-2 GN v.30.11.1959 Spadaka im neuen Hause

Die Generalversammlung vom 17. Oktober 1963 bewilligte unter TOP 10 den Anbau eines Seitenflügels, hin zur altreformierten Kirche. „Da sich der Arbeits- und Buchhaltungsraum durch die Ausweitung des Geschäftsbetriebs in den letzten Jahren als zu eng erwiesen hat.“ In dieser Generalversammlung wurde auch das Wirken von Bernhard Wiewel, einem Mitbegründer, besonders gewürdigt und die Versammlung ernannte ihn zum Ehrenmitglied ihrer Spar- und Darlehnskasse. Bernhard Wiewel wirkte 30 Jahre im Aufsichtsrat (1931-1943 u. 1945-1963), davon 18 Jahre als Aufsichtsratsvorsitzender. 7 Details zu diesen beiden Vorgängen können Sie der damaligen Veröffentlichung in den Grafschafter Nachrichten entnehmen: 32-2 GN v.23.10.1963 Kassengebäude wieder zu klein

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 32-2, 75 Jahre Volksbank Emlichheim, S. 29.
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 32-2, 75 Jahre Volksbank Emlichheim, S. 28.

Entsprechend der damaligen Veränderung von Bankgeschäften baute man im November 1964 für das Kundengeschäft eine Nachttresoranlage mit Panzerschrank in die Gebäudesubstanz ein. Ebenfalls passend dazu wurde eine neue Sicherungs- und Alarmanlage installiert, die parallel dazu in Betrieb ging. 8

Im Januar 1965 entschieden sich Vorstand und Aufsichtsrat für die Abschaffung der Konto-Gegenbücher und für die Einführung eines Kontoauszugs. Grundlage dafür war die Anschaffung eines Buchungsautomaten. Hier können Sie die Protokollierung dazu lesen: 21-10 S. 184_185, Absch. Ktogegenbücher, Ansch. Buch.automat, 19.01.1965

Im Juli 1965 wurde der Anbau fertigstellt. Im vorderen Teil richtete man die Buchhaltung ein. Der hintere Teil enthielt erstmalig ein Sitzungszimmer. 9

“ Die Spar- und Darlehnskasse konnte am 6. Dezember 1969 auf ihr 50-jähriges Bestehen zurückblicken. Die Bilanzsumme lag bei 18 Mio DM, der Umsatz betrug 180 Mio DM, auch die Mitgliederzahl war stark angestiegen auf bereits 1.200. Beschäftigt wurden zu dieser Zeit 9 Mitarbeiter. “ 10

Am 27. April 1970 genehmigte eine außerordentlich einberufene Generalversammlung mit 51 Zustimmungen, bei fünf Gegenstimmen und zwei Enthaltungen den Vorratskauf eines Grundstücks (Bauplatz v. Landwirt Brinkmann) mit 2.835 qm  zu 130.000 DM. 11 Ein Jahr später dokumentiert das Protokoll der Generalversammlung vom 5. April 1971 unter TOP 8, dass es nun doch gelungen war, „… das an das jetzige Bankgebäude angrenzende Grundstück von der altref. Kirchengemeinde für einen Erweiterungsbau zu erwerben.“ Nachdem die Stellungnahme der Verwaltung für Neubau oder Erweiterungsbau der Versammlung zur Kenntnis gebracht war, folgte eine eingehende Diskussion. Eine dann folgende geheime Abstimmung ergab folgendes Resultat: „Für einen Erweiterungsbau und Ankauf von der Kirchengemeinde waren 85 Mitglieder. Für einen Neubau auf Gelände Brinkmann waren 48 Mitglieder. Ungültig waren 9 Stimmen. Es sind damit der Erweiterungsbau und Ankauf von der Versammlung beschlossen. “ 12 

An diesem Vorgang lässt sich historisch sehr deutlich „die gelebte Genossenschaft in den 70er Jahren“ belegen. Die drei Grundprinzipien Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Selbstverwaltung fanden auch hier wieder ihre Anwendung.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 20-2, Vorstands- und Aufsichtsratsprotokolle, S. 10.

Der nebenstehende Auszug aus einer Vorstands- und Aufsichtsratssitzung belegt die gründliche Planung des Erweiterungsbaus. Eine Besichtigungsfahrt der Verwaltungsmitglieder wurde beschlossen. Bereits im Februar 1971 hatte man Architektenskizzen intensiv diskutiert. Eine  Bauanfrage an das zuständige Bauamt sollten weitere Tendenzen für einen Anbau oder einen Neubau klären. Im September 1972 erfolgten aus den gesammelten Erkenntnissen weitere Bauskizzen, die der Spezialabteilung des Verbandes zur Prüfung und Stellungnahme vorgelegt werden sollten.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 20-6, Prüfungsbericht 1974, S. 6.

Im Prüfungsbericht für das Jahr 1974 findet sich folgende Anmerkung:

Über die Fertigstellung und weitere wissenswerte Details gibt die Veröffentlichung in den Grafschafter Nachrichten Auskunft: 32-2 GN v.30.04.1975 Repräsentativer Voba-Neubau

Quelle. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 32-2, 75 Jahre Volksbank Emlichheim, S. 31
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 32-2, 75 Jahre Volksbank Emlichheim, S. 31.
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 32-2, 75 Jahre Volksbank Emlichheim, S. 32.

 

 

 

 

 

Eine traurige Nachricht überschattete alles, als die Umsetzung des 1,5 Mio DM-Projektes in vollem Gange war.  Das Vorstands- und Aufsichtsratsprotokoll vom 28. September 1973 beginnt mit folgenden Sätzen: “ Diese Sitzung ist die erste nach dem Tode von Herrn Köster. Mit Erschütterung und Trauer haben wir die Nachricht entgegengenommen, daß Herr Köster am 07.09.1973 an den Folgen eines Herzinfarktes verstorben ist. “ 13 Im Alter von 50 Jahren verlor die Familie Köster plötzlich den Ehemann und Vater, die Bank verlor mit Lukas Köster von ein auf den anderen Tag ihren engagierten und überaus erfolgreich tätigen Rendanten, der im 26. Berufsjahr die Geschäftsführung verantwortete. Nur eine Zahl soll hier für sich sprechen: Der Mitgliederbestand erhöhte sich in der Zeit um ca. 1.000 neue Mitglieder (von 436 Ende 1947 auf 1419 Ende 1973). Wie es danach weiter geht, erfahren Sie im Teil 4.

Zu den prägenden Persönlichkeiten sowie der Entwicklung in Zahlen klicken Sie hier.

 

 

 

1. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 21-10, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 33.

2. Ebd., S. 43

3. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 21-8, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 65.

4. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 21-10, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 63.

5. Ebd., S. 78.

6. Ebd., S. 90

7. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 21-8, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 89.

8. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 21-10, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 180.

9. Ebd., S. 192.

10. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 32-2, 75 Jahre Volksbank Emlichheim 1919 – 1994, S. 30.

11. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 21-8, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 108.

12. Ebd., S. 112.

13. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Sign. 20-2, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 32.