Selbsthilfe-Selbstverwaltung-Selbstverantwortung – April 1921:
Das deutsche Wirtschaftswunder nimmt seinen Lauf …
… auch in Veldhausen. Deutlich wird es daran, dass die „Raiffeisenbank Veldhausen eGmbH“ in ihrer Funktion als Geldausgleichsstelle im regionalen Wirtschaftskreislauf eine immer bedeutendere Rolle einnahm. Nach dem Bau eines 1951 bezogenen eigenen Bankgebäudes sowie schnell notwendiger Anpassungen wurde mit Beschluss vom 20.10.1958 das Grundstück Borggreve an der Hauptstraße (jetzt Dr. Picardt-Straße 23) erworben. 1
Der Revisionsbericht vom April 1959 dokumentiert den Kaufvertrag am 18.11.1958 mit dem Kaufmann Johann Borggreve (Erbe von Hendrikus Borggreve 2 ). Der nächste Revisionsbericht vom Oktober 1960 macht es nochmals deutlich, dass die Verwaltungsmitglieder bei der aktuellen räumlichen und auch personellen Ausstattung Handlungsbedarf sahen:
Nachdem am 01.04.1959 der Beschluss zum Neubau gefasst wurde, besetzten die Verwaltungsmitglieder in ihrer nächsten Sitzung am 27.04.1959 aus ihren Reihen einen Bauausschuss. Dieser beschäftigte sich intensiv mit der Neubauabsicht und besichtigte Neubauten in der Grafschaft und im Emsland. Der Architekt Rammelkamp wurde mit dem Neubau beauftragt. Nachdem am 09.06.1959 zwei Entwürfe auf Ablehnung stießen, stimmten Vorstand und Aufsichtsrat in ihrer Sitzung am 07.07.1959 dem weiteren vorläufigen Entwurf zu.
Unter damals modernsten Gesichtspunkten mit großzügigen Räumlichkeiten errichtete die Bank ein neues Gebäude an der Hauptstraße (jetzt Dr. Picardt-Straße). Am 01.03.1961 wurden die Bankgeschäfte aufgenommen. Im Obergeschoss entstanden zwei Wohnungen. 3 Eine dieser Wohnungen wurde der Rendantin Maria Liese auf Lebenszeit vermietet. Das bisherige Bankgebäude an der Lingener Straße wurde umgestaltet und an den Zahnarzt Johannes Bläsing, Gemünden vermietet.4
In der weiteren überdurchschnittlichen Entwicklung – vor allem in der 1958 eröffneten Zweigstelle Neuenhaus – kam dem 4. Quartal 1965 eine erhebliche Bedeutung zu. Auf Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat beschloss die Generalversammlung am 23.10.1965 einstimmig die Annahme einer neuen Satzung. In diesem Zusammenhang wurde die Bedeutung der Neuenhauser Zweigstelle herausgestellt. Die neue Firmierung lautete ab sofort: Raiffeisenbank Veldhausen-Neuenhaus eGmbH 5
Am 01.12.1965 stand ein Wechsel in der Geschäftsführung an. Frau Maria Liese trat in den verdienten Ruhestand. Insgesamt 43 Jahre prägte sie die Entwicklung der Bank. Kurz nach der Gründung wurde sie 1922 bei der Bank angestellt. 6 Nach dem Tod des Rendanten Fritz Naber (13.02.1931) wählte die Generalversammlung sie am 08.04.1931 in den Vorstand und betraute sie als Rendantin mit der Geschäftsführung. 7 Somit war sie 34 Jahre das „Gesicht“ der Bank! Diese Verdienste wurden in einer Feierstunde vom Vorstand und Aufsichtsrat gewürdigt. 8
Zum Nachfolger wählten die Vertreter während der Generalversammlung Hindrik Vos. Er war seit dem 01.07.1938 bei der Bank angestellt und übernahm nun als Vorstand die Geschäftsführung. 9
Hindrik Vos nahm mit 29 Jahren seine Tätigkeit bei der Bank auf. Vom 01.12.1965 bis zum 28.02.1973 verantwortete er die Geschäfte der Bank. In dieser Zeit fasste die Generalversammlung den Beschluss, nach ca. zehn Jahren durch einen An- und Umbau wiederum in den Standort zu investieren – sicherlich nicht zuletzt auch aufgrund der guten Entwicklung.
Der Geschäftsbetrieb in den neuen und erweiterten Räumlichkeiten begann am 06.12.1971.
Für 35 verdienstvolle Jahre wurde Hindrik Vos mit einer Feierstunde zur Verabschiedung in den Ruhestand am 01.03.1973 gewürdigt. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Bank 1.823 Mitglieder, die Bilanzsumme betrug 23,5 Millionen D-Mark und es waren 20 Mitarbeiter/innen beschäftigt. 10
Bereits im Oktober 1970 wurden in einer Vorstands- und Aufsichtsratssitzung die Weichen für die Nachfolge gestellt. 11 Und in der Sitzung der Verwaltungsorgane vom 14.02.1973 heißt es unter TOP 3: „ In Anlehnung an den Beschluss vom 08.10.1970 beauftragen wir hiermit die Angestellten Schippers und Stiepel ab 1. März 1973 bis zur ersten Aufsichtsratssitzung nach der diesjährigen Generalversammlung die Geschäftsführung zu übernehmen. “ 12 In der Aufsichtsratssitzung vom 14.06.1973 wurden die Herren Gerrit Schippers und Geert Stiepel einstimmig zu Vorstandsmitgliedern gewählt und damit hauptamtlich endgültig für die Geschäftsführung verantwortlich eingesetzt. 13
Bereits in 1967 beschäftigte die Bank sich mit der Eröffnung einer Zweigstelle in der Gemeinde Lage. Die Verwaltungsorgane kamen aber zu dem Schluss, dass es kaum zu einer kostendeckenden Entwickung kommen könnte. 14 Der Gedanke wurde aber anscheinend nicht fallen gelassen, denn im April 1974 kam es zu folgendem Beschluss:
In 1975 war es dann soweit. Im Januar konnte Einigung über die Anmietung geeigneter Räumlichkeiten von Dietrich Döppen erzielt werden. 15 Und am 04.09.1975 wurde dokumentiert, dass die Eröffnung in Lage für den 6. Oktober 1975 geplant war. 16
Ab dem Zeitpunkt hatte die Bank nun Standorte in Veldhausen, Neuenhaus und Lage.
Ebenfalls in 1975 kam es durch die Geschäftsentwicklung zu einer Umgestaltung und Anpassung der Räumlichkeiten in der Geschäftsstelle Veldhausen. 17 Im November 1975 erfolgte die dringend notwendige Renovierung der Vorderfront und die Erneuerung der Fenster. 18
Einschneidend in der Geschichte war auch der Beschluss unter TOP 6 der Generalversammlung vom 15.07.1976. Der Antrag von Vorstand und Aufsichtsrat zur Annahme einer neuen Satzung und zur Änderung der Firmierung wurde bei zwei Gegenstimmen und drei Stimmenthaltungen mit großer Mehrheit angenommen:
Aus der Raiffeisenbank wurde jetzt die:
Volksbank Veldhausen-Neuenhaus eG
Vermutlich wurden aufgrund der guten Geschäftsentwicklung ebenfalls bereits ab 1975 Grundstücksverhandlungen mit der Nachbarfamilie Gommer aufgenommen, um zukünftige Optionen für eine weitere Gebäudeentwicklung zu bekommen. 19 Diese Bemühungen und Gespräche zogen sich bis in das Jahr 1980. Am 14.10.1980 genehmigte der Aufsichtsrat den mit Frl. Johanna Gommer abgeschlossenen Kaufvertrag. 20
Zum 31.12.1980 kam es zu einer Änderung in der Geschäftsführung. Geert Stiepel legte sein Amt als hauptamtliches Vorstandsmitglied aus gesundheitlichen Gründen nieder. 21 Nach der Ausschreibung für eine Nachfolgelösung entschied die Vorstands- und Aufsichtsratssitzung in ihrer Sitzung vom 11.12.1980 unter TOP 3b die hauptamtliche Geschäftsführung Karl-Georg Lotz anzuvertrauen. In derselben Sitzung wurde unter TOP 4 ein Bauausschuss gebildet, dem vom Aufsichtsrat die Herren Engelbertz, Pötter und Vischer angehörten. 22
Bereits im Februar 1981 fanden die Vorentwürfe für den An- und Umbau des Architekten Reurink die Zustimmung der Verwaltung. Im Juli 1981 wurden die Planungskosten mit 2,2 Mio. DM dokumentiert. 23 Am 22.10.1983 bot ein Tag der offenen Tür der Bevölkerung anlässlich der Fertigstellung Gelegenheit zur Besichtigung.
Zum 31.12.1983 gab es wiederum eine Änderung in der Geschäftsführung der Volksbank Veldhausen-Neuenhaus eG. Gerrit Schippers legte sein Vorstandsamt nieder. Nach einem Bewerbungsverfahren fiel in der Vorstands- und Aufsichtsratssitzung vom 24.11.1983 die Wahl zu seinem Nachfolger auf Hermann Reefmann, Neuenhaus. 24
Für weitere Informationen verweisen wir auf den folgenden Beitrag – Teil 3.
1. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 39-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, Seite 91
2. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Festschrift 50 Jahre Raiffeisenbank Veldhausen-Neuenhaus eGmbH, Seite 7
3. Ebd., Seite 7
4. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 39-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, Seite 146
5. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 39-1, Protokollbuch für Generalversammlungen, Seite 113 bis 114
6. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Festschrift 50 Jahre Raiffeisenbank Veldhausen-Neuenhaus eGmbH, Seite 5
7. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 39-1, Protokollbuch für Generalversammlungen, Seite 26
8. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 39-3, Protokollbuch von Vorstand und Aufsichtsrat, Seite 208, Presseartikel der Grafschafter Nachrichten, 02.12.1965
9. Ebd., Seite 208 und Seite 211
10. Ebd., Seite 324 bis 325, Presseartikel der Grafschafter Nachrichten, 02.03.1973
11. Ebd., Seite 269
12. Ebd., Seite 324
13. Ebd., Seite 336
14. Ebd., Seite 229
15. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 39-4, Protokollbuch von Vorstand und Aufsichtsrat, Seite 3
16. Ebd., Seite 18
17. Ebd., Seite 18
18. Ebd., Seite 22
19. Ebd., Seite 25
20. Ebd., Seite 95
21. Ebd., Seite 95
22. Ebd., Seite 110
23. Ebd., Seite 123
24. Ebd., Seite 198
