Die Zeit von 1938 bis 1949 im ersten eigenen Bankgebäude! Aus „Brandlecht“ wurde „Hestrup“!
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 139.

Neben den beiden Wohnungen und den Geschäftsräumen im eigenen Gebäude gehörten die in der Inventur vom 31.12.1939 erfassten Gegenstände zum Eigentum der damaligen 101 Mitglieder1, die sich zur Spar- und Darlehnskasse eGmuH in Brandlecht zusammengeschlossen hatten.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 73-2, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 56.

Bereits in 1934 wurde unter den Mitgliedern diskutiert, die Firmierung in „Hestrup“ zu ändern.2 In 1935 wurde mit Einführung des damaligen Einheitsstatuts in § 1 zwar der Sitz nach Hestrup verlegt, aber die Bezeichnung „Spar- und Darlehnskasse in Brandlecht“ blieb bestehen. In der Generalversammlung vom 28.06.1940 unter TOP 7 erging dann „aus Zweckmäßigkeitsgründen“ der Beschluss, § 1 des Statuts zu ändern in: „Spar- und Darlehnskasse Hestrup eGmuH in Hestrup“. Das Geschäftslokal stand an der Schulstraße 40 in Hestrup.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 143 u. 144.

 

 

In 1940 mussten Baumängel beseitigt werden und es wurde ein Kohlenbunker zur Brennstoffbevorratung angebaut. Für eine Rechenmaschine mussten damals 850 Reichsmark bezahlt werden.

 

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 73-2, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 164.

Am 02.07.1942 informierte der Rendant Heinrich Ronning Vorstand und Aufsichtsrat über seinen Bereitstellungsbescheid zur Wehrmacht zum 15.07.1942: 173-2 S. 156+157 VS+AR v. 02.07.1942 Ronning zum 15.07. einberufen, UK-Stellung verl. da k. Ersatz. Das Wehrbezirkskommando und der Verband ländlicher Genossenschaften in Hannover wurden eingeschaltet, um eine Verlängerung der UK-Stellung zu bewirken. Ein kurzzeitiger Erfolg konnte die Bankgeschäfte weiterhin durch den Rendanten sicherstellen. Aber in der Vorstandssitzung vom 19.05.1943 ist dokumentiert, dass Heinrich Ronning zum 20.05.1943 einem Gestellungsbescheid zu folgen hatte. Der Betrieb sollte unter allen Umständen weitergeführt werden. Der Verband wurde gebeten, einen Beamten zu entsenden. Vorübergehend wurde Herr Friemann zum „Hauswart“ bestellt. Ihm wurde die „Barkasse“ übergeben und er wurde mit Vollmachten ausgestattet.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vortand und Aufsichtsrat, S. 165.
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 165.

Mit dem Molkereiangestellten Arno Pöhlmann konnte dann am 02.06.1943 kurzfristig der 5. Rendant verpflichtet werden. Es war keine Begründung zu finden, warum am 31.05.1944 mit dem Hauptlehrer Franz Nemeding aus Varel der 6. Rendant die Geschäftsführung übernahm. Vermutlich spielte dabei wiederum der II. Weltkrieg eine gewisse Rolle, denn der Genossenschaftsverband rief die umliegenden Spar- und Darlehnskassen zur Solidarität und Mithilfe auf. Die Arbeitsrückstände sollten durch Personalhilfen bewältigt werden. Dies beweist ein alter Schriftwechsel aus den Unterlagen der damaligen Spar- und Darlehnskasse Emlichheim: 187-1 Verb. bittet Emlichh. u. Unterstützung f. Arbeitsrückstände i. Hestrup – Rendant wurde eingezogen, 26.7.1944

Dr. Bernhard Holke, Wengsel Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 175-7, 75 Jahre Eine Dokumentation 1906 – 1981, Teil 3.

Kurz nach Ende des II. Weltkriegs wurden Vorstand und Aufsichtsrat von der Verhaftung des Rendanten Nemeding am 29.06.1945 durch die Militärregierung überrascht. Protokolliert wurden Unstimmigkeiten in der Geschäftsführung. Die Anordnung der englischen Militärregierung, dass eine Wiedereinsetzung als Rendant „auf keinen Fall mehr in Frage kommt“, veranlasste zu schnellem Handeln. Bei der Wahl zwischen zwei Bewerbern entschied man sich am 17.07.1945 einstimmig für Dr. Bernhard Holke aus Wengsel. Er übernahm am 23.07.1945 als 7. Rendant die Geschäftsführung und wurde 1946 in den Vorstand gewählt.  Ihm gelang es in der schweren Zeit nach dem Krieg die Bankgeschäfte wieder aufzubauen, bevor er nach der Währungsreform als Prokurist zu einem norddeutschen Industrieunternehmen wechselte und dort später als Vorstandsmitglied arbeitete.3

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG,172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 176 u. 177.

Dr. Holke änderte zu Beginn seiner Tätigkeit die Kassenstunden und stellte das Führen der Bücher auf ein Karteisystem um.

Das Vorstand und Aufsichtsrat in der schweren Nachkriegszeit einen besonderen Solidarbeitrag zur Aufrechterhaltung der Bankgeschäfte leisten mussten, davon zeugen die nachfolgenden Beschlüsse aus 1945, 1946 und 1948:

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank

Aufsichtsrat, S. 182, 186, 200 u. 229

 

eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und

 

 

 

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 73-2, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 75.

Bereits in 1942 beschloss die Generalversammlung die Rechtsform der Genossenschaft von „unbeschränkter“ in „beschränkte Haftpflicht“ zu ändern.4 Dies wurde aber vom Reichsaufsichtsamt abgelehnt, da die „Umwandlungsgrundlagen nicht den Anforderungen entsprachen“. Kriegsbedingt wurde dieses Vorhaben zurückgestellt. In der Generalversammlung vom 31.05.1946 wurde dieser Beschluss dann rechtskonform einstimmig wiederholt5 und die Firmierung angepasst.

Interesse könnte auch ein damaliges Vorhaben von Vorstand und Aufsichtsrat aus dem Herbst 1946 bei den Lesern wecken. Dies war vermutlich ebenfalls für die damalige Solidarität in der Region Brandlecht-Hestrup beispielhaft – für eine reine Spar- und Darlehnskasse aber doch eher ungewöhnlich:

Quelle: Archiv der Grafschafter
Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für
Vorstand und Aufsichtsrat, S. 197,
198, 200 und 209.

 

 

Damals – wie auch heute – waren für das Zusammenleben behördliche Regelungen nicht immer zu überwinden.

Am 03.03.1948 trafen Vorstand und Aufsichtsrat zur Reduzierung der Aufwendungen schwierige aber notwendige Entscheidungen, die hier nachzulesen sind: 173-2 S. 218-220 VS+ AR v. 03.03.1948 Kosten runter, Dr. Holke -ehrenamtl- aber weiterhin verantwortlich. Dr. Holke verzichtete auf sein Gehalt und war bemüht, eine andere Beschäftigung zu finden. Ehrenamtlich blieb er aber als Vorstandsmitglied für die Geschäftsführung verantwortlich. Der junge Hermann Wilmink beendete zum 30.06.1948 seine Lehrzeit. Er galt als „fachlich sehr begabt und sehr zuverlässig“. Er genoss das Vertrauen der Organmitglieder sowie der Kundschaft und wurde mit der Durchführung der laufenden Geschäfte betraut. Bei Abwesenheit von Dr. Holke wurde ihm die Gattin von Dr. Holke beratend zur Seite gestellt, die auch die „Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung“ zu kontrollieren hatte.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 223.

Welche Schwierigkeiten zusätzlich zu bewältigen waren, davon zeugt die nebenstehende Protokollierung vom 01.05.1948:

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 225.

Ob der Beschluss  der Verwaltung vom 17.07.1948 in der heutigen schnelllebigen Zeit noch denkbar wäre? Umweltbewusst und nachhaltig war dieser damals ganz bestimmt. Erstmalig trug dabei das gesamte Protokoll der Vorstand- und Aufsichtsratssitzung die Handschrift von Hermann Wilmink.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 251.

Dr. Bernhard Holke legte in der Vorstands- und Aufsichtsratssitzung vom 22.10.1949 aufgrund eines beabsichtigten Wohnsitzwechsels (vermutlich beruflich) seine Ämter als Rendant und als Vorstandsmitglied nieder. Hermann Wilmink – der bisher vertretungsweise tätig war – wurde zum 01.11.1949 zum Nachfolger und somit dem 8. Rendanten der Spar- und Darlehnskasse Hestrup e.G.m.b.H. Hestrup bestellt.

Wie prägend diese Handschrift und die Persönlichkeit in der zukünftigen Entwicklung sein sollte, erfahren Sie im Teil 4.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 0-73, Hauptbuch für Geschäftsanteile, S. 1 bis 50.

2. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 73-2, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 31.

3. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 172.

4. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 73-2, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 64 – 67.

5. Ebd., S. 74.