Verlegung des Geschäftslokals? Neuer Rendant? Auflösung? Welche Antworten fanden die Verantwortlichen?

Der Rendant Harm Vos war im Juli 1933 von seinem Vorstandsamt zurückgetreten, als Rendant aber weiter tätig. In der darauf folgenden Generalversammlung am 02.09.1933 war eine Verlegung des Geschäftslokals – aus der Wohnung Harm Vos – mit 26 Ja-Stimmen, 13 Nein-Stimmen und einer Enthaltung abgelehnt und ihm das Vertrauen ausgesprochen worden.1 (s. Teil 1) Zwischenzeitlich hatten Vorstand und Aufsichtsrat die Verlegung beschlossen und mit dem Molkereiverwalter Karl Holweg einen neuen Rendanten ins Auge gefasst. Hier darf man unterstellen, dass die Verwaltungsorgane der Molkerei ihre – davon abhängig gemachte Zustimmung – dazu verweigerten.2 Nachdem auch die Verständigung auf einen weiteren Nachfolger3 durch diesen Generalversammlungsbeschluss überholt war, wurde am 30.9.1933 beschlossen, die Aktivitäten vorläufig einzustellen.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 62.
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 71.

Ein halbes Jahr später, am 15.03.1934, entschieden sich Vorstand und Aufsichtsrat, die Geschäftsführung Johannes Vos, Hestrup anzuvertrauen – dem Sohn des bisherigen Rendanten Harm Vos.

Eine seit Juli 1933 angestrebte Verlegung des Geschäftslokals war lange erfolglos. Der Vorstand- und Aufsichtsratsbeschluss vom 14.07.1933 4 wurde aber immer wieder thematisiert.

Quelle: Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 57, 23.08.1933
Ebd., S. 80, 13.10.1934.
Ebd., S. 82, 29.12.1934.

 

 

 

 

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 73-2, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 30.

Die Turbulenzen im Geschäftsjahr 1933 blieben nicht ohne Folgen. In der Generalversammlung am 25.10.1934 trug der Vorstandsvorsitzende Holweg den Revisionsbericht sowie den Geschäftsbericht für das Jahr 1933 vor und gab dazu ausgiebige Erläuterungen. Vorstand, Aufsichtsrat und dem Rendanten wurde einstimmig Entlastung erteilt.5 Es erging der Beschluss, den damals erheblichen Verlust „von RM 2.592,85“ mit dem„Reservefonds“ und den „Betriebsrücklagen“ auszugleichen. Zusätzlich wurde unter TOP 9 die Volleinzahlung des Geschäftsanteils von RM 50 beschlossen. Durch diesen Beschluss kam es am 08.02.1935 zu einer außerordentlichen Generalversammlung, in der die Notwendigkeit vom Vorstandsvorsitzenden nochmals eingehend dargelegt wurde. Das Dokument ist hier einzusehen: 73-2 S. 32-34 GV v. 08.02.1935 a.o. GV w.Voll-Einz. Gesch.anteile.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 73-2, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 34.

In dem Zusammenhang wurden auch neue „Kassenstunden“ festgelegt. Das nebenstehende Dokument zeigt die neue Regelung.

Im Juli 1935 wurde im Vorstand und Aufsichtsrat die vom Verbandsrevisor aufgestellte Bilanz besprochen und erläutert. Für das Geschäftsjahr 1934 wurde wiederum ein Verlust erwartet. Aus dem Handeln zweier Aufsichtsratsmitglieder „entspann sich eine rege Aussprache, in deren Verlauf die Auflösung unserer Genossenschaft erwogen wurde“. Hierzu wurde dann die Hilfe des Genossenschaftsverbandes angefordert.6 Am 08.08.1935 waren der Vorsitzende des Verbandes ländlicher Genossenschaften Hannover, der Bauer R. Herbst sowie der Verbandsdirektor Dr. Meyerholz vor Ort. An dieser Vorstands- und Aufsichtsratssitzung nahmen auch die Orts-Bauernführer Brinkmann und Pante teil.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 88.

Dr. Meyerholz legte den Anwesenden „eingehend dar, daß unsere Spar- und Darlehnskasse unter allen Umständen existenz berichtigt und fähig sei. Er „betonte, daß unter den gegebenen Verhältnissen erforderlich sei, daß Geschäftslokal zu verlegen und einen anderen Rendanten einzustellen.“ Dieser Vorschlag fand bei allen Anwesenden Zustimmung. „Die Verlagerung des Geschäftslokals zur Molkerei wurde von den Herren des Verbandes als unbedingt erforderlich vorgeschlagen.“ Daraufhin beschlossen Vorstand und Aufsichtsrat sich für diese Verlegung einzusetzen.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 73-2, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 38.
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank e.G., 175-7, 75 Jahre Eine Dokumentation 1906 – 1981.

Zunächst war in der anstehenden Generalversammlung am 30.08.1935 erneut ein Verlust zu verkraften und durch die Reserven abzudecken. Weiterhin wurden die Mitglieder über den Beschluss zur Verlegung und zu einer neuen Geschäftsführung informiert. Am 12.09.1935 befürworteten Vorstand und Aufsichtsrat ein Vorstellungsgespräch7, am 23.09.1935 fand die Übergabe der Geschäftsführung – verbunden mit einem Dank an Johannes Vos – an den 4. Rendanten, den Molkereiangestellten Heinrich Ronning statt. Damit war auch die lange Suche nach einem anderen Geschäftslokal beendet. Es war nur logisch, dass damit die Geschäfte in die Molkerei Hestrup verlegt wurden: 172-3 S. 91+92 VS+AR v.23.09.1935 Vos übergibt an Ronning.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 95.
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 73-2, Protokollbuch für Generalversammlungen S. 40.

Auch wenn am 21.02.1936 verschiedene Werbemaßnahmen und ein Jugendsparen vom Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen wurden, musste die Generalversammlung am 16.06.1936 – im dritten Jahr in Folge – wiederum eine Verlustdeckung genehmigen. Die Diskussion der Mitglieder drehte sich dadurch auch um die Frage, ob die „Kasse“ sich einem hauptamtlichen Rendanten leisten kann, oder „einen geeigneten Mann zu finden, der die Kasse nebenberuflich verwaltet.“ 73-2 S. 41+42 GV v. 16.06.1936 hauptamtl. Rendant w. in Frage gestellt.

Man darf vermuten, dass die „Kasse“ durch die neue Lokalität und den neuen Rendanten in ruhigere Fahrwasser kam, denn für das Geschäftsjahr 1936 war wieder eine Gewinnverteilung zu beschließen.8 Und unter Punkt 7 der Generalversammlung vom 10.06.1937 – „Bau eines eigenen Hauses“ – gab der Vorsitzende sogar „Beweggründe zum Bauvorhaben“ bekannt, die „eine längere Aussprache in Anspruch“ nahm. Ein dauerhafter Standort für ein Geschäftslokal und eine Wohnung für den Rendanten überzeugten die Mitglieder, die einstimmig die „Organmitglieder“ beauftragten, „die erforderlichen weiteren Maßnahmen zu treffen.“ Nun schlug das Pendel in die andere Richtung aus. Der Grundstein für eine erfolgreiche Entwicklung wurde damit gelegt. Der Beschluss dazu ist hier nachzulesen: 72-3 S. 45+46 GV v. 10.06.1937 Bau eigenes Haus w. gen., m. 1 Whg. 10-11 T-RM, m 2 Whg. 15-16 T-RM.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 114.

Im April 1937 waren vorher Verhandlungen vom Vorstand und Aufsichtsrat mit Herrn Friemann geführt worden, ob er „ein Baugrundstück von 1/4 der Größe gegenüber der Molkerei östlich des Bahnhofs für RM 1000 zur Verfügung stellt.“ Architekt Lögters aus Gildehaus wurde mit den Vorbereitungsarbeiten für einen eventuellen Bau beauftragt.9 Der endgültige Beschluss wurde vom Vorstand und Aufsichtsrat in der Sitzung vom 18.08.1937 getroffen, „den Bau in Angriff zu nehmen.“

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 120 u. 121.
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 72-3, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 49 u. 50.

 

 

 

 

In den obigen Protokollauszügen ist dokumentiert:  Für die räumliche Ausstattung wurden ein Tisch, Stühle und ein Ofen neu angeschafft. Die beiden Wohnungen wurden vermietet, davon eine an den Rendanten Ronning. Die Generalversammlung vom 20.07.1938 genehmigte jeweils einstimmig die Mehrkosten von RM 2000, die Kassenstunden im neuen Geschäftslokal „werktäglich außer Mittwochs u. Sonnabends Nachmittags von 5 bis 7 Uhr“ und die Anschaffung eines Telefons. Das eigene Bankgebäude war fertig!

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 175-7, 75 Jahre Eine Dokumentation 1906 – 1981.

Wie es weitergeht? Teil 3 wartet auf Sie!

 

 

1. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 73-2, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 27 u. 28.

2. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 55.

3. Ebd., S. 61.

4. Ebd., S. 55.

5. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 73-2, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 29 u. 30.

6. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 87.

7. Ebd., S. 89.

8. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 73-2, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 44.

9. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 172-3, Protokollbuch für Vorstand und Aufsichtsrat, S. 108.