Happy Birthday, BSH!

Am 16. Mai 1931 wurde in Köln – mit Unterstützung der Wirtschaftsstelle für den Handwerkskammerbezirk Köln eG die Deutsche Bausparer AG Bau-, Spar- und Entschuldungskasse gegründet.

Zur Finanzierung des Wohnungsbaus mittels langfristiger, hypothekarisch gesicherter Kredite waren seit 1924 die ersten Bausparkassen entstanden. Die Idee hat ihre Wurzeln im Genossenschaftswesen, auch wenn die Bausparkassen nicht alle in der Rechtsform der eG gegründet wurden. Anders als Baugenossenschaften – die bauten / kauften Häuser und Wohnungen, um diese an ihre Mitglieder zu verkaufen oder zu vermieten und dies durch Aufnahme von Fremdkapital finanzierten – betätigten sich die Bausparkassen als Finanzierungsinstitute. Gemein war allen Bausparkassen:

  • Kollektivsparen
  • Spar- und Tilgungspläne
  • Zweck des Kollektivsparvermögens: „Beschaffung oder Verbesserung von Wohnungen, Eigenheimen oder Siedlungen, Ablösung hierzu eingegangener Verpflichtungen“
  • Darlehen nur gegen hypothekarische Sicherung.

Die älteste Bausparkasse ist die GDF („Gemeinschaft der Freunde“), die 1921 in der württembergischen Ortschaft Wüstenrot gegründet wurde und ab 1924 Bausparverträge abschloss. Heute ist uns diese als Wüstenrot Bausparkasse bekannt. Ihr Initiator zog seine Ideen aus der Gartenstadt-Bewegung der Sozialreformer und aus dem Umfeld der Guttempler, die Initiatoren der Beamtenbausparkassen aus dem Umfeld des Bodenreformers Adolf Damaschke. Bis 1930 entstanden 86 private Bausparkassen.1

 

Bausparen im Geschäftsgebiet der Grafschafter Volksbank eG – heute zunächst in „Neu-Schwäbisch-Hall“ 

Im Archiv der Grafschafter Volksbank eG findet sich eine Vielzahl an Quellen zum Bausparen in der Grafschaft: Sowohl über Kundengeschäfte als auch über die Finanzierung von Bankgebäuden, zudem diverse Korrespondenz anlässlich von Jubiläen, so schrieb die Bausparkasse z. B. sehr rührig anlässlich der Einweihung des neuen Bankgebäudes in Gildehaus, das die Spar- und Darlehnskasse im August 1959 beziehen konnte: 329-2 Glückwunsch zum Neubau durch die BSH, 26.08.1959.

In dem neuen Gebäude hatten auch „mehrere Nebengeschäftszweige Platz„: „Wir finden die Beratungsstelle der Hannoverschen Landeskreditanstalt und der Niedersächsischen Wohnungsbaukreditanstalt, die Beratungsstelle der Bausparkasse Schwäbisch-Hall, die Beratungsstelle der Barmer Ersatzkasse, die Beratungsstelle der Landeskrankenkasse Neuenhaus und die Beratungsstelle der Raiffeisen- und Volksbanken-Versicherungsgesellschaft.“ Zur Eröffnung des neuen Gebäudes kam auch der Vertreter der Bausparkasse, Herr Rolf und gratulierte dem „Hausherren“, dem damaligen Rendanten Heinz Roffmann.2

Seit 1953 „setzten wir voll die Bausparkasse Schwäbisch-Hall für anstehende Bauvorhaben mit ein, auch unter Ausnutzung möglicher Zinsverbilligungen für bäuerliche Betriebe. Im Jahr 1958 hatte die Bausparkasse Schwäbisch-Hall im gesamten Bundesgebiet 32 zinsverbilligte Beleihungen für landwirtschaftliche Bauten, davon allein 12 im Kirchspiel Gildehaus„, erinnerte sich Roffmann 1971 anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Bank.3 Roffmann erinnerte sich zudem, dass der Wiederaufbau der Höfe im Kirchspiel Gildehaus nur „zögernd“ voranging und eigentlich erst mit den ERP-Geldern in Schwung kam. Mit dem „Lübke-Plan“ flossen die ersten zinsverbilligten Gelder für die Landwirtschaft, in Niedersachsen gingen die ersten nach Gildehaus.  „Da unsere eigenen Einlagen bei weitem nicht ausreichten, um den Kreditbedarf zu decken, wurden neben der Bausparkasse Schwäbisch-Hall die eigene Zentralkasse, die Deutsche Genossenschafts-Hypothekenbank, die Niedersächsische Wohnungskreditanstalt und die Hannoversche Landeskreditanstalt in Verbindung mit der Nieders. Landesgesellschaft und der Deutschen Bauernsiedlung eingeschaltet.“4

 

Flyer anlässlich der Neueröffnung des Bankgebäudes in Gildehaus (GraVo-Archiv, 329-2).

 

Einen durchaus lustigen Schriftwechsel gab es zwischen der inzwischen als Raiffeisenkasse Gildehaus eGmbH firmierenden Genossenschaftsbank und der Bausparkasse 1963: Heinz Roffmann schrieb an die Bausparkasse: „Zum Zwecke der seelischen Erbauung melden wir (ohne tierischen Ernst!) Ihnen, dass mit dem heutigen Tage auf jeden Einwohner unseres Bezirkes mit und ohne Dachschaden ein Bausparvertrag von DM 1.000,- festzustellen wäre„.5 Roffmann hatte die Gesamtvertragssumme von 5,65 Mio. DM auf die Gesamteinwohnerschaft von zu diesem Zeitpunkt 5.653 Einwohnern umgerechnet. Er habe bereits mit der Gemeinde verhandelt, den Ort in „Neu-Schwäbisch-Hall“ umzutaufen. Zumindest konnte die Bausparkasse doch in Erwägung ziehen, für den Bürgerpark ein oder zwei Bänke zu stiften. In Schwäbisch Hall traf der Brief auf belustigte Zustimmung und obwohl es für solche Sponsorings kein Budget gab, erwog die Bausparkasse eine Sitzbank zu finanzieren… Gibt es diese Sitzbänke eigentlich? Hat jemand diese Bänke mal gesehen, auf ihnen gesessen oder gar ein Foto, auf dem die Sitzbänke zu sehen sind? Dann melden Sie sich unbedingt bei archivar@grafschafter-volksbank.de.

„Neu-Schwäbisch-Hall“ – Brief von Heinz Roffmann an die Bausparkasse, 1963 (GraVo-Archiv, 329-2).

 

1. Karl Erich Born: Vom Beginn des Ersten Weltkrieg bis zum Ende der Weimarer Republik (1914-1933). In:  Institut für bankhistorische Forschung (Hg:): Deutsche Bankgeschichte, Band 3, Frankfurt am Main 1983, S. 95f.

2. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 329-2, Chronik der Genossenschaft I.

3. Ebd.

4. Ebd.

5. Ebd.