Mit der Verpflichtung von Heinz Roffmann als 9. Rendanten bekam die Bank 35 Jahre eine konstante Geschäftsführung!
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 19-1, Protokollbuch Vorstand und Aufsichtsrat, S. 285.

Allein daraus erklärt sich schon im Gildehauser Volksmund der Begriff „Roffmann-Bank“. Aber wie kam es dazu?

  • Nach den überstandenen Kriegswirren des 2. Weltkrieges,
  • einhergehend mit dem erbeuteten Geldschrank und dem erheblichen Verlust von 10.436,42 Reichsmark,
  • der Übernahme eines privaten Warengeschäftes zu einer kombinierten Geld- und Warengenossenschaft
  • sowie der Bewältigung der Währungsreform vom 20.06.1948

normalisierten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse.

Die genossenschaftliche Arbeit bekam neuen Auftrieb und neue Möglichkeiten, die Rentabilität auszubauen. 1 Für die zukünftigen Herausforderungen entschlossen sich Vorstand und Aufsichtsrat die Beratung des Genossenschaftsverbandes in Anspruch zu nehmen. Nach intensiven Sitzungen am 06. und 07.09.1949 beschlossen Vorstand und Aufsichtsrat am 09.09.1949 die kommissarische Geschäftsführung bis zum 15.10.1949 Herrn Roffmann zu übertragen. 2 Herr Roffmann war zu dem Zeitpunkt als Volontär in Hamburg und von seinem Bruder auf diese Tätigkeit aufmerksam gemacht worden. Er sollte sich zusammen mit einem Mitarbeiter des Genossenschaftsverbandes einen Überblick verschaffen, sich einarbeiten 3 und dann einen schriftlichen Bericht verfassen, den er am 06.10.1949 vorlegte. 4 Es wurde eine Einigung mit dem 21-jährigen Hermann Rüggen erzielt5, der für die zukünftigen Herausforderungen nicht über die notwendigen Erfahrungen verfügte. Er kehrte zum 15.12.1949 als Angestellter zu seinem Lehrbetrieb zurück. 6  Am 18.11.1949 beschlossen Vorstand und Aufsichtsrat Heinz Roffmann die Geschäftsführungsverantwortung zu übertragen 7, die er am 04.12.1949 übernahm. 8

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Protokollbuch Vorstand und Aufsichtsrat, S. 31
Heinz Roffmann, Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 175-3, S. 12.
Es sind beide Geschäftslokale zu sehen: 1940 – 1948 im Hause J. Schüürmann, 1949 – 1959 im Hause Lowens-Roth. Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Fotobestand Gildehaus

Kurz bevor die Ära Heinz Roffmann begann, nahmen Vorstand und Aufsichtsrat die Chance wahr, das Geschäftslokal ab dem 02.11.1949 in das Haus Lowens, Dorfstraße zu verlegen. Hier gelang es, zwei Geschäftsräume zu mieten, sodass der Rendant über ein eigenes Sprechzimmer verfügte.

Gerrit Hoegen, Vorsitzender des Aufsichtsrates von 1932 – 1965 Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 175-3, S. 10
Johann Stratmann, Vorstandsmitglied 1932 – 1965, Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, Fotobestand Gildehaus

An dieser Stelle muss das verantwortungsvolle langjährige Wirken des Vorsitzenden des Aufsichtsrates genannt werden. Gerrit Hoegen, Straßenwärter, Achterberg wurde 1932 in den Aufsichtsrat der Spar- und Darlehnskasse Gildehaus eGmbH und zum Vorsitzenden dieses Gremiums gewählt. Am 25.06.1965 verzichtete er mit 71 Jahren auf eine Wiederwahl. Ebenso wie das nicht weniger verantwortungsvolle Vorstandsmitglied Johann Stratmann, Landwirt, Achterberg, der ebenfalls in 1932 gewählt wurde. Neben den Ehrungen dieser 33-jährigen Verdienste durch den Genossenschaftsverband wurden beide einstimmig zu Ehrenmitglieder der Verwaltung gewählt.  Für Johann Stratmann wurde Heinz Roffmann als Rendant in den Vorstand gewählt und somit zum hauptamtlichen Vorstandsmitglied.9

Durch Heinz Roffmann nahm die Entwicklung der Bank an Fahrt auf. Das angemietete Geschäftslokal war bald zu klein. In der Generalversammlung vom 09.09.1954 erteilten die Mitglieder dem Aufsichsrat die Ermächtigung zur Beschlussfassung eines Grundstückkaufs. 10 In der Vorstands- und Aufsichtsratssitzung vom 29.09.1954 wurde der Vorstand vom Aufsichtsrat ermächtigt, das Hausgrundstück Neuer Weg 18 (Lehrerhaus)  zu erwerben. Zum 31.01.1955 wurde die Eigentumsumschreibung des 11,72 ar großen Grundstücks beantragt und durch die Generalversammlung vom 22.07.1955 bestätigt. 11 Am 07.08.1957 genehmigte die Generalversammlung den Neubau eines eigenen Bankgebäudes bis zu einem Betrag von 110.000 DM. Es folgt der Abbruch des alten Lehrerhauses und am 14.08.1958 die Grundsteinlegung durch den Ehrenvorsitzenden (1930-1955) 12 Tischlermeister Johann Steen und den Rendanten Heinz Roffmann.

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 19-2, Protokollbuch Vorstand und Aufsichtsrat, S. 122.

 

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 14-5, Protokoll für Generalversammlungen, S. 98.
Quelle: Archiv der Graf-
schafter Volksbank eG, 175-3,
50 Jahre Raiffeisenbank Gildehaus-
Bentheim 1921-1971, S.24/25.

 

 

 

 

Mit einem schlichten Festakt wurde am Freitag, dem 28.08.1959 das neue Bankgebäude mit einer Wohnung für den Rendanten seiner Bestimmung übergeben. Es trug die neue Bezeichnung „Raiffeisenbank“.13 In den Jahren 1956 und 1958 mochten die Mitglieder der Generalversammlungen nicht der Empfehlung auf Änderung der Firmierung folgen. Zur Erinnerung: Spar- und Darlehnskasse Landw. Bezugs- und Absatzgenossenschaft Gildehaus eGmbH lautete die Bezeichnung mit Aufnahme des Warengeschäftes in 1947. In 1959 wurde hierfür die notwendige 3/4 Mehrheit knapp verfehlt. Erst die außerordentliche Generalversammlung ergab 37 Ja- bei 5-Nein-Stimmen zur Bezeichnung „Raiffeisenbank Gildehaus eGmbH“. 14

Auf eine qualifizierte Kundenberatung legte Heinz Roffmann schon damals großen Wert. In diesen Neubau integrierte er mehrere Nebengeschäftszweige. So auch die Beratungsstellen

  • der Hannoverschen Landeskreditanstalt
  • der Niedersächsischen Wohnungsbaukreditanstalt
  • der Bausparkasse Schwäbisch Hall
  • der Barmer Ersatzkasse
  • der Landkrankenkasse Neuenhaus
  • der Raiffeisen- und Volksbankenversicherungsgesellschaft.

So ist es auch im Artikel zur Einweihung des neuen Bankgebäudes festgehalten: 329-2 Neubaueröffnung-GN_19590829_006 . Sein Handeln in dieser Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs war stets von der Erschließung neuer Fördermittel und Finanzquellen geprägt. Hiervon zeugt auch dieses Dokument 15 : Rundbrief – An alle Mitglieder

Von diesem stetigen Einsatz profitierten die landwirtschaftlichen Betriebe, die ländliche Bevölkerung sowie der Wohnungsbau in Gildehaus und Umgebung. Die Mitglieder und Kunden gingen nicht zur Spadaka, zur Kasse oder zur Bank….Sie gingen zu „Roffmann´s Heinz“.

Zu einem erheblichen Ereignis in der Geschichte der Bank sowie aber auch in der Grafschaft kam es direkt nach dem Weihnachtsfest 1963. „Einbrecher knackten den Safe der Raiffeisenbank Gildehaus“ lautete eine Schlagzeile in den Grafschafter Nachrichten vom 28.12.1963. Bei Interesse lesen Sie hier alle Einzelheiten bis hin zur Verurteilung der Täter:

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 14-5, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 136.
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 329-2, Chronik der Genossenschaft I,

Schon nach einigen Jahren wurde die Erweiterung des Bankgebäudes notwendig. Hierzu gaben die Mitglieder in der Generalversammlung vom 25.06.1965 die Zustimmung. Die Fläche wurde dabei verdoppelt. In den Grafschafter Nachrichten war dazu zu lesen:

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 175-3, 50 Jahre Raiffeisenbank Gildehaus-Bentheim 1921-1971, S. 25 u. 26.

Für die Bauzeit gab es ein Ausweichquartier, bevor dann am 09.01.1967 eine neue Schalterhalle präsentiert wurde:

Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, F-0076,
Quelle: Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 329-2, Chronik der Genossenschaft I, Einladung zum 09.01.1967.

Zwei Seiten aus der kleinen Broschüre anlässlich des erweiterten Bankgebäudes machen die Entwicklung und die damalige Angebotspalette deutlich:

 

 

 

 

 

 

Weiter geht es mit Teil 3.

 

 

 

 

 

1. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 332-3, Referenzschreiben vom 01.09.1956,

2. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 19-2, Protokollbuch Vorstand und Aufsichtsrat, S. 28.

3. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 329-2, Chonik der Genosenschaft I, Bericht zum 04.12.69.

4. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 19-2, Protokollbuch Vorstand und Aufsichtsrat, S. 30.

5. Ebd., S. 33.

6. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 332-3, Referenzschreiben om 01.09.1956.

7. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 19-2, Protokollbuch Vorstand und Aufsichtsrat, S. 33.

8. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 329-2, Chronik der Genossenschaft I, Bericht zum 04.12.1969.

9. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 14-5, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 137.

10. Ebd., S. 83.

11. Ebd., S. 87.

12. Ebd., S. 88.

13. Zeitungsartikel in den Grafschafter Nachrichten vom 29.08.1959

14. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 14-5, Protokollbuch für Generalversammlungen, S. 93, 103, 108, 110.

15. Archiv der Grafschafter Volksbank eG, 329-2, Chronik der Genossenschaft I, Rundschreiben vom 23.01.1961 an alle Mitglieder