Karl Korthaus wurde 1859 in Holsten (Osnabrück) geboren. Er absolvierte eine Lehre als Maler und besuchte eine Kunstgewerbeschule.1 1894 wurde er Vorsitzender des Innungsausschusses und Sekretär der Handwerkskammer in Osnabrück. Mit seinen berufspolitischen Reden erlangte er überregionale Aufmerksamkeit. Unter anderem beschäftigte er sich seit den 1880er Jahren mit dem Genossenschaftsgedanken. Anders als Schulze-Delitzsch, der Staatshilfe ablehnte, plädierte Korthaus für die Gründung von zentralen „Geldausgleichsstellen“ – auch unter Einbeziehung des Staates. Er war Berater bei der Gründung der Preußischen Central-Genossenschaftskasse (kurz Preußenkasse, gegr. 1895) und engagierte sich viele Jahre im Engeren Ausschuss der Preußenkasse. Ab 1896 stieß Korthaus die Gründungen von mehreren Handwerkergenossenschaften an; im März 1896 wurde in Münster die erste „Korthaus-Bank“ gegründet.2 Auf sein Konzept geht auch die Volksbank in Nordhorn (gegr. 1906) zurück. Korthaus‘ Arbeit korrespondierte mit der Mittelstandspolitik des Reiches, auch Kaiser Wilhelm II. sprach sich 1895 explizit für die Erhaltung des Mittelstandes aus: Wenn notwendig, müsse der Staat Mittel zur Unterstützung von Handwerk und Gewerbe bereitstellen.3
1. Marcel Boldorf, Karl Korthaus (1859-1933), in: Institut für bankhistorische Forschung e. V. (Hg.), Sozialreformer, Modernisierer, Bankmanager. Biografische Skizzen aus der Geschichte der Genossenschaftsbewegung, München 2016, S. 151-170.
2. Westfälischer Genossenschaftsverband e. V. (Hg.), Geschichte der westfälischen Genossenschaften, herausgegeben anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Westfälischen Genossenschaftsverbandes e. V., Münster 1989, S. 42.
3. Ebd.